Naturheilkunde und Schulmedizin ergänzen sich wunderbar. Leider sprechen sie unterschiedliche Sprachen, so dass völlig unnötige gegenseitige Vorbehalte bestehen. Es wäre falsch die Segnungen der modernen Medizin zu ignorieren, oder gar zu verdammen. Allerdings müssen diese ebenfalls einer kritischen Betrachtung standhalten.
Nicht jede Neuerung trägt zum Wohl der Patienten bei. In der Kinderheilkunde liefert die Schulmedizin häufig schnelle diagnostische Hilfe. Außerdem kann sie bedrohliche Krankheitsverläufe abfangen.
Die Naturheilkunde wiederum bietet eine wunderbare Grundlage bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen. Auch bei den häufigen Infekten im Kindesalter ist sie in den allermeisten Fällen völlig ausreichend. So kommt in unserer Praxis bei den allermeisten Krankheiten zunächst die Naturheilkunde zum Zug. Im Wesentlichen arbeiten wir nach den Prinzipien der Homöopathie, der Phytotherapie, Mikroökologie und Akupunktur.
Nur in seltenen Fällen, wenn die körpereigenen Selbstheilungskräfte nicht ausreichen, werden schulmedizinische Medikamente notwendig. Aber auch dann kann die zusätzliche Verabreichung naturheilkundlicher Medikamente schwerere Nebenwirkungen starker Medikamente lindern. Es gilt also mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand Naturheilkunde und Schulmedizin zu verbinden.
Die einzelnen Methoden der Naturheilkunde:
Homöopathie
Arbeitet die Schulmedizin gerne mit der direkten Wirkung einer Arznei (Allopathie), so nutzt die Homöopathie die Körpergegenregulation, auf eine Arznei. Nehmen wir das Beispiel de Tollkirsche (Belladonna) bzw. deren Gift: Atropin. Die allopathische (direkte Wirkung) Wirkung der Tollkirsche äußert sich in: Pupillenerweiterung, Hitzegefühl, schneller Herzschlag, ev. Temperaturanstieg, roter Kopf.
Wenn also ein schulmedizinisch (allopathisch) orientierter Arzt einen Patienten betreut, der einen zu langsamen Puls hat, so denkt er an das Gift der Tollkirsche (Atropin), um den Pulsschlag zu erhöhen. Dies wird auch tatsächlich (z.B. auf Intensivstationen) so gemacht. Der Effekt der Pulserhöhung hält aber nur so lang an, wie das Medikament wirkt. Es hört auf zu wirken, weil der Körper sich gegen das Gift wehrt und dieses mit den verschiedensten Mitteln unwirksam macht. Der Körper arbeitet also gegen das Gift.
Gleiches mit Gleichem
Und genau dieses Prinzip nutzt die Homöopathie. Sie arbeitet mit der sehr speziellen Körpergegenreaktion auf ein Gift. So wird der Homöopath ganz unterschiedlich an die Krankheit herangehen. Er vergleicht die bestehende Krankheit des Patienten, mit einem ihm bekannten Vergiftungsbild (Arzneimittelbild). Im Falle der Tollkirsche ähnelt oft ein fieberndes Kind einer Tollkirschenvergiftung. Fiebernde Kinder fühlen sich heiß an, haben schnellen Puls und oft einen roten Kopf.
Jetzt gibt der homöopathische Arzt das Tollkirschengift (Belladonna) in so verdünnter Form, dass nur eine äußerst geringe „Vergiftung“ auftritt. Dennoch reagiert der Körper auf das Mittel und wehrt sich auch gegen dieses. Er macht dies, indem er alle Symptome (schneller Puls, Röte, Hitze) versucht zu neutralisieren. Und nun kommt der Dreh: er kann gar nicht anders, als die Krankheit mit zu behandeln, da sie ja dem Vergiftungsbild äußerst ähnlich ist. Diese Gegenreaktion ist sehr nachhaltig und benötigt oft keine weiteren Arzneimittelgaben. Dies ist die Erklärung für Hahnemanns Erkenntnis:
Simila similibus currentur
Ähnliches wird durch ähnliches geheilt.
Akupunktur
Die Akupunktur ist schon deshalb eine interessante Methode, weil sie sich seit 2000 Jahren bewährt hat, was für ein Therapiesystem eine enorme Zeitspanne darstellt. Diese lange „therapeutische Halbwertzeit“ kann in der heutigen schnelllebigen Zeit keine andere Therapieform bieten. Wie die meisten naturheilkundlichen Therapien ist die Akupunktur eine Regulationstechnik.
Therapie über die Regulation
Gesundheit wird mit einem guten Energiefluss (Chi) gleichgesetzt. Die Organe, werden also aus Sicht der chinesischen Medizin nicht nur über Blut und Nervenfasern versorgt, sondern auch energetisch über das Chi. Kommt es zu Energie (Chi) Überschuss oder Mangel, so wird das Organ anfangen zu leiden. Gerade so wie wenn man eine Pflanze vertrocknen lässt, oder überwässert. Das angegriffene Organ wird versuchen sich zu heilen, was wir häufig als „Krankheit“ verkennen. Stärken wir das Organ benötigt es die Krankheit nicht mehr! Der Organismus gesundet.
Mikroökologie, Darnsanierung, das Mikrobiom,
„der Arzt als Gärtner„
Stellt ein Gärtner bei einem Baum krankes Blattwerk fest, wird er sich als erste Maßnahme die Wurzel des Baumes ansehen. Er weiß aus Erfahrung, dass die“ Wurzel des Übels“ eben an der Baumwurzel zu suchen ist. Leider hat die Spezialisierung der modernen Medizin diesen einfachen aber fast immer zielführenden Weg aus den Augen verloren. So schaut der Hautarzt auf die Haut, der Lungenfacharzt prüft die Lunge, der Hals Nasen Ohrenarzt untersucht den Kopfbereich. Aber wie beim Baum liegt das Problem meistens nicht am Ort der sichtbaren Krankheit, sondern eben an dessen Wurzel. Der Patient bemerkt zwar sein Symptom, dessen Ursache liegt aber immer tiefer.
Der Darm als Wurzel des Menschen, ist wie alle menschlichen Organe ein Wunderwerk für sich und Heimat von mehr Bakterien, als wir Körperzellen in uns tragen. Diese Bakterien sind für unseren Organismus lebenswichtig. Sie versorgen uns mit Vitaminen, sind unverzichtbare Verdauungshilfe, stimulieren unser Immunsystem und halten uns gesund. Leider leben wir in einer bakterienfeindlichen Zeit, was den häufigen Gebrauch von Antibiotika erklären mag. Gerade aber diese Darmbakterien sind es, die uns gesund erhalten und so gleicht die naturheilkundliche Therapie in so mancher Hinsicht dem Wesen der Gärtnerei.
Mikroökologie, also die Ökologie auf Bakterienebene heißt das Darmmilieu stärken, die Vielfalt der gesunden Bakterienflora stützen und Darmbakterienflora gefährdende Einflüsse eliminieren. Häufig kommen neben der Darmsanierung dabei auch diätetische Maßnahmen zur Anwendung. Vor allem bei allen Erkrankungen des allergischen Formenkreises und bei Infektanfälligkeiten ist die Mikroökologie ein unverzichtbarer Bestandteil der naturheilkundlichen Therapie.